Die letzte Friedensgarnison VIGO DI FASSA 1912-1914Eintreffen im Fassatal 1912
Mit "allerhöchster Entschließung wurde das Bataillon mit März 1912 aus der Garnison STEYR in das obere Fassa-Tal in Südtirol verlegt" [1]:
Mittels Eisenbahnbahntransport rückte das Bataillon am 5. März aus STEYR ab und erreichte die Entladestation AUER, von wo in Fußmärschen am 9. bzw. 11. März das Fassatal erreicht wurde. Da die Kaserne noch nicht fertiggestellt war, wurde das Bataillon auf die Ortschaften MOENA (Stab, 2. u. 3. Kompanie sowie Maschinengewehrabteilung), VIGO DI FASSA (1. Kompanie) und POZZA DI FASSA (4. Kompanie) aufgeteilt. [2]
VIGO DI FASSA und UMGEBUNG in: ROST Alfred, Geschichte des k.u.k. Feldjägerbataillons Kopal Nr. 10 1914-1918, WIEN 1938, Skizze 1, S 2 - Beim Klick auf das Bild öffnet sich ein neues Fenster mit einer grösseren Darstellung des Bildes!
Das Fassatal stellte durch seine Lage zwischen MARMOLATA[3] und ROSENGARTEN die östliche Grenzsicherung Südtirols an der neuen Reichsgrenze zu Italien dar und sollte im Zuge des ersten Weltkrieges durch die Kämpfe am und im Gletscher des MARMOLATA noch traurige Berühmtheit erreichen. In den Jahren der Garnison im Fassatal wurde das Bataillon vor allem im Gebirgskampf geschult, ausgedehnte Bergtouren wurden in den umliegenden Tiroler Bergen aber auch in der Freizeit unternommen. So wird unter Anderem von einer Tour des Offizierskorps über die Westflanke der MARMOLATA unter der Führung des neuen Bataillonskommandanten Dr. v. ECCHER berichtet.
Kleinformatige Karte der Umgebung von MOENA und VIGO DI FASSA, Verlag WAGNER und DEBES, LEIPZIG 1910, Sammlung WGE - Beim Klick auf das Bild öffnet sich ein neues Fenster mit einer grösseren Darstellung des Bildes!
Das Jubiläum 1913 - 100 Jahre k.u.k. Feldjägerbataillon Kopal Nr. 10
Anlässlich des 100 Jahrjubiläums wurde auf Antrag des Bataillonskommandanten Oberstleutnant Friedrich EDLER v. LÖW vom 12. Jänner 1913 dem Bataillon mittels Befehlsschreiben Kaiser Franz Josefs I. der Namenszusatz verliehen:
Das Feldjägerbataillon Nr. 10 ist für immerwährende Zeiten "Feldjägerbataillon Kopal Nr. 10" zu benennen.
Wien, am 23. Februar 1913
Franz Josef m.p.[4].
Während der Vorbereitungen zur großen Feier fand im April 1913 der Kommandantenwechsel des Bataillons statt und Oberstleutnant Dr. v. ECCHER übernahm und stand den Feiern am 17. und 18. August 1913 bei herrlichstem Sommerwetter vor.
Am 17. August trafen die Ehrengäste im Offiziersheim in VIGO DI FASSA ein, darunter der Kommandant des 14. Korps, General der Kavallerie Viktor DANKL, als Vertreter der Familie KOPAL Dr. Viktor Freiherr von BRAND-KOPAL und Josef Baron HIPPOLITI, der Bürgermeister der Stadt ST. PÖLTEN und der Bildhauer Gustav GURSCHNER und viele noch lebende "alte Zehnerjäger". Der Abend des ersten Tages ging mit einem Fackelzug der Mannschaft, einem Feuerwerk und der "Parma Retraite" zu Ende.
Am 18. August - nicht zufällig am Geburtstag des Kaisers - wurde auf der Wiese südlich der neuen Kasernengebäude in Paradeadjustierung die feierliche Feldmesse gehalten.
Feldmesse am 18. August 1918 in VIGO DI FASSA vor der neuen Kaserne der Kopaljäger, im Hintergrund die Berghänge des CIAMPEDIE, Ausläufer des ROSENGARTENS in: ROST Alfred, Geschichte des k.u.k. Feldjägerbataillons Kopal Nr. 10 1914-1918, WIEN 1938, Beilage 1, S 26 - Beim Klick auf das Bild öffnet sich ein neues Fenster mit einer grösseren Darstellung des Bildes!
Nach der Feldmesse und der Defilierung des Bataillons vor den Ehrengästen sammelten sich die Gäste und das Bataillon vor dem Offiziersheim zur Enthüllung des Gedenksteines anlässlich der 100 Jahrfeier. Der "Kopalstein" war nach dem Entwurf von Hauptmann BÜTTNER aus grünem Marmor errichtet worden und trägt als Medaillon das Bildnis Karl v. KOPAL´s des Bildhauers Gustav GURSCHNER´s, welches auch auf dem » Grabstein aus 1911 angebracht ist.[5]
"Kopalstein" vor dem Offiziersheim und Offizierskasino der Kopaljäger Kaserne in VIGO DI FASSA (Gebäude III), in: ROST Alfred, Geschichte des k.u.k. Feldjägerbataillons Kopal Nr. 10 1914-1918, WIEN 1938, Beilage 1, S 28 - Beim Klick auf das Bild öffnet sich ein neues Fenster mit einer grösseren Darstellung des Bildes!
2012 sind die früher alleine am Hang liegenden Gebäude nordwestlich der Kirche S. MAURIZIO im Ortsteil San Giovanni noch teilweise lokalisierbar, wenn sie auch von der Entwicklung der Gemeinde VIGO DI FASSA "eingeholt" wurden und nun im verbauten Gebiet liegen. Als Orientierungspunkt mag das "Museo Ladin de Fascia" (Ladinisches Museum von Fassa[6]) an der Straße nach BOZEN/BOLZANO gelten, neben welchem bergwärts des Museums zumindestens 2 Gebäude (darunter das Offiziersheim) noch relativ unbeschadet und in gutem Restaurierungszustand erkennbar sind.
Abschied aus VIGO DI FASSA
Während das Bataillon sich bereits auf die geplanten Kaisermanöver im August 1914 im NONSTAL vorbereitete, kam es am 28. Juni 1914 zum Attentat auf den Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin, Herzogin von Hohenberg, in SARAJEWO.
Am 25. Juli 1914 kam es zur "teilweisen Mobilisierung", welche das Bataillon vorläufig nicht betraf, erst mit der "allgemeinen Mobilisierung" am 31. Juli aufgrund der Entwicklungen auf russischer Seite wurde auch das Bataillon in die Kriegsvorbereitungen einbezogen. Als erster "Alarmtag" war der 2. August festgelegt worden, als erster "Mobilisierungstag" der 4. August. Mit der Mobilisierung wurde das Bataillon auch aus dem bisherigen Verband, der 8. Infanterietruppendivision (ITD) mit Kommando in BOZEN, verlagert zur 25. ITD WIEN[7].
Das Bataillon in VIGO DI FASSA wurde nun vor Ort mit der "Kriegsausrüstung des Friedensstandes" ausgestattet und verließ am 5. August 1914 um 1400 VIGO DI FASSA, nachdem die Kasernengebäude und der "Kopalstein" der Gemeinde übergeben wurden.
Im Fußmarsch wurde der KARRERPASS überquert und WELSCHNOFEN erreicht, am 6. August der Weg fortgesetzt nach BOZEN, von wo per Eisenbahntransport am 8. August um 1400 die Kaderstation ST PÖLTEN erreicht wurde.
Formierung und Abmarsch, ST. PÖLTEN 8. - 11. August 1914
In ST. PÖLTEN fand die Zusammenführung mit dem Reservepersonal und dem Train (Versorgungsteile) zum "Kriegsbataillon" statt. Interessant ist, dass die Masse der Reservisten aufgrund der Bekanntgabe der Mobilmachung bereits am 1. und 2. August in ST. PÖLTEN einrückten, obwohl der offizielle Mobilisierungstag erst der 4. August war und ebenso die Pferdebespannungen, welche auf einem System ähnlich der Kraftfahrzeugübernahmekommandos der 2. Republik aus Zivilbeständen bereitgestellt wurden, verfrüht in ST. PÖLTEN eingetroffen waren.
Am 9. August konnte daher bereits die Formierung des Kriegsbataillons in ST. PÖLTEN abgeschlossen werden und am 10. August um 1600 fand am Rathausplatz von ST. PÖLTEN unter großer Beteiligung der Bevölkerung die feierliche "EIDESLEISTUNG" des gesamten Bataillons statt.
Eidesleistung der Kopaljäger am 10. August 1914 um 1600 Uhr am Rathausplatz in ST. PÖLTEN , in: ROST Alfred, Geschichte des k.u.k. Feldjägerbataillons Kopal Nr. 10 1914-1918, WIEN 1938, Abbildung 5, S 13 - Beim Klick auf das Bild öffnet sich ein neues Fenster mit einer grösseren Darstellung des Bildes!
Am 11. August schliesslich zog das Bataillon ein letztes Mal, bejubelt von der Bevölkerung, im Paradeschritt durch ST. PÖLTEN zum Bahnhof und verlegte in 2 Staffeln nach JAROSLAU, wo es auswaggoniert wurde [8].
[1] ROST Alfred, Geschichte des k.u.k. Feldjägerbataillons Kopal Nr. 10 1914-1918, WIEN 1938, Beilage 1 S 25
[2] ebenda
[3] Die berühmte "Stadt im Gletscher" der österreichischen Verteidiger bildet noch heute einen der bekanntesten Mythen des Gebirgskampfes des ersten Weltkrieges
[4] ROST Alfred, Geschichte des k.u.k. Feldjägerbataillons Kopal Nr. 10 1914-1918, WIEN 1938, Beilage 1 S 2
[5] Obwohl Teile der ehemaligen Kopaljägerkaserne noch heute existieren, konnte der Verbleib des Kopalsteins bis heute (2012) noch nicht verfolgt werden.
[6] Homepage des Ladinischen Kulturinstituts und des Museums: http://www.istladin.net/ - Koordinaten der beiden identifizierten ehemaligen Kasernenobjekte: 46°25'23.50"N / 11°40'43.22"E sowie des vermutlichen Offiziersheims, Objekt III: 46°25'24.95"N / 11°40'45.47"E
[7] ROST Alfred, Geschichte des k.u.k. Feldjägerbataillons Kopal Nr. 10 1914-1918, WIEN 1938, S 11
[8] ROST Alfred, Geschichte des k.u.k. Feldjägerbataillons Kopal Nr. 10 1914-1918, WIEN 1938, S 12-13
Online: 15.09.2012 by WGE - Update: 15.09.2012 by WGE - Version: Sonntag , 24.
November 2024
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