Ignaz von BECKH-WIDMANNSTETTER
Ignaz Edler von Beckh-Widmanstetter, Geschichte des k.u.k. Feldjäger Bataillons Kopal Nro 10 1813-1913, Vigo di Fassa 1913, S 453 - Beim Klick auf das Bild öffnet sich ein neues Fenster mit einer grösseren Darstellung des Bildes!
Ignaz von Beckh-Widmannstetter wurde am 8. Juli 1808 in LAIBACH geboren, er starb an den im Gefecht erlittenen Verwundungen am 1. Juni 1949 in ANCONA.
Ignaz entstammte einer weitverzweigten Familie, deren Urahn, Sebastian von Widmanstetter (gestorben in Niederösterreich am 15. März 1560) als Hauptmann der Benediktinerabtei Göttweig erstmals urkundlich erwähnt wird. Im Laufe der Zeit fand sich ein Zweig der Familie in der Steiermark wieder und Ignaz kam als Sohn des Franz Solan Widmanstetter (geboren 26. August 1764, gestorben 13. November 1849) und dessen dritter Ehefrau Josepha, geborene Edle von Eloy (geboren 13. November 1780, gestorben 26. Mai 1816), in Laibach zur Welt.
Im Jahr 1823 trat er als ex propriis (Freiwilliger) in das k.k. 10. Feld-Jägerbataillon ein. Seine Basisausbildung erhielt er in der damaligen „Cadettenkompanie“ in Graz bevor er 1825 nach der Verlegung des 10. Feld-Jägerbataillons aus Neapel nach Cattaro dort zur 5. Kompanie einrückte .
Er wurde am 10. März 1831 Unterleutnant und durchlief die Rangordnung: am 16. Februar 1831 wurde er Oberleutnant und am 22. Mai 1846 Kapitänleutnant bevor er am 16. Oktober 1846 zum Hauptmann befördert wurde. Während dieser Zeit bekleidete er unter anderem die Funktion des Bataillons-Adjutanten und des Proviantoffiziers.
Im Feldzug des Jahres 1848 führte Hauptmann Beckh-Widmanstetter vorerst die 1. Kompanie . Während des Marsches der Armee von Mailand nach Verona wurde seine 1. Division (seine 1. Kompanie sowie die 2. Kompanie des Hauptmann Birkel von Birkenburg) als linke Vorhut der Armee-Marschkolonne und ab der Querung des Mincio als Nachhut eingesetzt, bevor die erste Kompanie am 6. Mai bei St. Lucia die Position zwischen dem Friedhof und der Straße nach Sommacampagna hinter dem Verhau bezog.
Dort hielt die 1. Kompanie die Flanke des Hauptangriffsziels der piemontesischen Gardegrenadiere, den Friedhof von St. Lucia, bis das Bataillon sich auf das Rideau von Verona zurückzog um später St. Lucia mit den Verstärkungen wieder in Besitz zu nehmen. Nach der Schlacht bei St. Lucia übernahm Beckh-Widmanstetter die 5. Kompanie – er tauschte mit Hauptmann Brand - und damit die 3. Division des Bataillons.
Beim Sturm auf die Monti Berici am 10. Juni, nachdem Oberst Kopal getroffen wurde und der Kommandant der 6. Kompanie, Hauptmann Jablonski, den Sturm entlang der Kammstraße fortführte, stürmte der Rest der Division unter Hauptmann Beckh den beherrschenden Monte Baricocoli rechts der Straße– heute im Park der Villa Guiccioli mit dem „Museo del Risorgimento e Resistenza“ von Vicenza – und der späteren Villa des Conte Nievo gegenüber der Basilika Madonna del Monte. Dort konnte noch ein zurückweichendes feindliches Geschütz in Besitz genommen und der Berg vorübergehend zur Deckung der entlang der Straße angreifenden Kräfte des Bataillons genutzt werden. Nachdem die nächsten Schanzen vor der Basilika genommen wurden, griff Beckh die Schanze am Monte Salvi und danach die Rückfallstellungen in der „Casa Setti Venti“ westlich der Basilika an und nahm sie .
Für die Leistungen beim Angriff am 10. Juni erhielt Beckh den Orden der Eisernen Krone, für seine Familie noch Jahre danach eine ungerechte Zurücksetzung gegenüber Hauptmann Jablonski, welcher für seine Leistungen den Militär Maria-Theresien-Orden erhielt.
Am 4. August 1848 führte Beckh schließlich im Gefecht beim Gehöft Gamboloita vor Mailand gegen die Brigade Savoyen neben seiner eigenen 5. Kompanie auch die 1. und 2. Kompanie durch die Wassergräben links der Angriffsstraße gegen das Gehöft und nahm eine Geschützbatterie der Piemontesen in Besitz, welche den Angriff der Österreicher lange behindert hatte. Im Triumphzug führten Jäger des 10. Bataillons die 7 erbeuteten Geschütze zurück zur Position des Hauptquartieres, während der Angriff Richtung Mailand fortgesetzt wurde .
Das Gefecht vor MAILAND bei GAMBOLOITA am 4. August 1848, Die Einbringung der erbeuteten piemontesischen Kanonen durch die Jäger in das Hauptquartier RADETZKYs – Unterschrift des Bildes „Die Jaeger vom Xten Bataillon“ aus dem Privatbesitz von Kaiser Franz Josef I., Copyright Familie Habsburg-Lothringen - Beim Klick auf das Bild öffnet sich ein neues Fenster mit einer grösseren Darstellung des Bildes!
Die Kreidezeichnung dieser Einbringung der Kanonen in das Hauptquartier befand sich im Privatbesitz Kaiser Franz Josefs, welcher dieses Bild bis zu seinem Tode in Ehren hielt und immer bei der Arbeit vor Augen hatte. Vermutlich war es ein Geschenk der Gruppe an Freunden von Beckh-Widmanstetter, welche sich um seine posthume Auszeichnung mit dem Militär-Maria Theresien Orden bemühten.
Nach dem Waffenstillstand vom 8. August führte Hauptmann Beckh-Widmannstetter nach der Versetzung des bis dahin vorübergehend eingeteilten Hauptmann Baron Lüttgendorf zeitweise das Bataillon, bis am 4. Oktober 1848 der neue Kommandant, Major Anton Descovich Ritter von Oltra, ernannt wurde.
Nach der raschen Entscheidung im Feldzug März 1849 gegen Piemont in der Schlacht bei Novara wurde das 10. Jägerbataillon in die Expeditionsdivision „Romagna“ des Feldmarschallleutnants Graf Wimpffen eingeteilt.
Nach dem Angriff auf Bologna vom 8. bis zum 15. Mai und der Kapitulation der Stadt am 16. Mai 1849 zog das Bataillon am 17. Mai mit der Expeditionsdivision weiter nach Ancona.
Am 28. Mai traf das Bataillon im Rahmen der Einschließung der Stadt und Festung Ancona in Pietra della Croce, heute ein Stadtteil südöstlich des Stadtzentrums am Steilufer der Adria, ein.
Um die eigenen Geschützbatterien auf den Hängen des Monte Polito zu schützen, musste die Vorstadt Santa Margherita feindfrei gemacht werden. Gleichzeitig sollte die Hauptwasserleitung in die Stadt - welche unter dieser Vorstadt verlief - zerstört werden.
Die nun wiederum 1. Kompanie des Hauptmann Beckh-Widmanstetter stand als Vorposten des Bataillons an der Straße nach Ancona. Um Mitternacht vom 31. Mai zum 1. Juni ging der 1. Zug unter Leutnant Nüscheler gegen die Vorstadt Santa Margherita vor, vertrieb den Feind aus der Vorstadt und besetzte die stadtseitigen Ausgänge der Siedlung. Ein weiteres Vorgehen gegen die Stadt wurde von heftigem Feuer verhindert, sodass sich der Zug in die Gebäude der Vorstadt zurückzog. Die Vorstadt war in der Zwischenzeit von drei weiteren Zügen besetzt und eine Barrikade errichtet worden, sowie mit der Zerstörung der Wasserleitung begonnen worden.
Als Verstärkung war die 2. Kompanie bereits der 1. Kompanie zugeteilt, die 4. Kompanie war um 3 Uhr Nachts ebenfalls mit der Verstärkung beauftragt worden, jedoch noch nicht eingetroffen.
Bei Tagesanbruch des 1. Juni gegen 7 Uhr – nach Feststellung der geringen Truppenstärke der Österreicher in der Vorstadt - griffen die Gegner vom Monte Gardetto kommend massiv die Vorstadt an, sodass sich die 1. Kompanie Richtung der durch Hauptmann Siller rasch gebildeten Auffangstellung am Monte Polito zurückziehen musste.
Während des Rückzuges wendete sich der - von der 2. Kompanie nach Verlust aller Subalternen Offiziere der 1. Kompanie in Santa Margherita - kürzlich zugeteilte Leutnant Meder mit einem Halbzug jedoch plötzlich wieder gegen den Feind, der Rest der Kompanien folgte diesem Beispiel und der vier- bis fünffach überlegene Feind wurde unter hohen Verlusten wieder aus der Vorstadt vertrieben und diese ab nun bis zum Ende der Belagerung gehalten. Danach übernahm die 4. Kompanie die Stellungen in Santa Margherita.
In diesem Gefecht wurde allerdings Hauptmann Ignaz Edler von Beckh-Widmanstetter von einer feindlichen Kugel in den Unterleib getroffen, wobei die Kugel im Rückgrat in der Nierengegend steckengeblieben war . Er verstarb an dieser Verletzung wenige Stunden später noch am 1. Juni und wurde in der Kirche von Pietro la Croce beerdigt.
Von Anbeginn an war seine Familie der Meinung, dass seine militärischen Leistungen nicht ausreichend gewürdigt worden wären. Speziell sein Neffe, Hauptmann Leopold von Beckh-Widmanstetter, sammelte alle Unterlagen und Aussagen von Zeitgenossen im Bataillon, um eine posthume Verleihung des Militär Maria-Theresien Ordens zu erreichen. Anders als bei Karl von Kopal wurde allerdings das Verfahren zur Verleihung des Militär Maria Theresienordens bei Beckh-Widmannstetter mit seinem Tode ad acta gelegt.
Der spätere Oberst und Garde-Wachtmeister in der deutschen Garde, Patroclo Conte MAGNONI (*1825, +1909, begraben in Salzburg Stadt am Kommunalfriedhof, er verblieb bis April 1859 im Feld-Jägerbataillon Nr. 10 und durchlief im Bataillon die Rangstufen bis zum Hauptmann bevor er weiterversetzt wurde), ließ den Säbel, welchen er als Kadett bei der Beförderung zum Unterleutnant 2. Klasse am 23. April 1848 von seinem Kompaniekommandanten Ignaz von Beckh-Widmanstetter im 10. Feld-Jägerbataillon in VERONA vor der Schlacht um ST. LUCIA erhalten hatte, mit einer gravierten Widmung auf der Klinge versehen:
„Ignaz v. Beckh-Widmanstetter Hauptman [SIC!] im 10. Jager Bataillon Candidat des M. Maria Theresien Ordens“
Der Säbel von Conte MAGNONI, ein Geschenk von BECKH-WIDMANSTETTER, mit der Gravur „Ignaz v. Beckh-Widmanstetter Hauptman [SIC!] im 10. Jager Bataillon Candidat des M. Maria Theresien Ordens“. Heute als einfacher "Nr. 5, Säbel Infanterie 1838 Offizier ohne Scheide" in der Vitrine der Cafeteria in der RAAB-Kaserne MAUTERN ausgezeichnet. Foto ECKEL 16. Juni 2016 - Beim Klick auf das Bild öffnet sich ein neues Fenster mit einer grösseren Darstellung des Bildes!
Der Säbel von Conte MAGNONI ausgezeichnet als Säbel Nr. 5, Eigentumsnachweis des Stadtmuseums ST. PÖLTEN. Foto ECKEL 16. Juni 2016 - Beim Klick auf das Bild öffnet sich ein neues Fenster mit einer grösseren Darstellung des Bildes!
Später dürfte dieser Säbel in das Bataillonsmuseum der Kopaljäger gekommen sein, vermutlich aus dem Nachlass des Conte MAGNONI. Nach dem Ende der Monarchie und der endgültigen Demobilisierung des 10. Feld-Jägerbataillons in ST. PÖLTEN 1918 wurden die Bestände dem Stadtmuseum St. Pölten zur Verwahrung übergeben. Während Teile dieser Sammlung später in der Zwischenkriegszeit an das Kopaljägermuseum in Stockerau und an das Heeresgeschichtliche Museum übergeben wurden, dürften augenscheinlich auch einige Teile im Bestand des Stadtmuseums verblieben sein. Von dort wurde dieser Säbel als „normales“ k.u.k. Erinnerungsstück an das Garnisonskasino (heute Cafeteria) in der RAAB-Kaserne MAUTERN verliehen und dort in einer Sammelvitrine mit anderen Säbeln, persönlichen Accessoires aus der späten k.u.k. Zeit sowie zwei Krauhs-Figurinen ausgestellt.
Krauhs Figurinen in der Vitrine in der Cafeteria in MAUTERN. Links ein Jägeroffizier in der Uniform von 1848, rechts eine Figurine eines Zehnerjägers in der Uniform von 1859. Laut Beschreibung wird der Jäger falsch als Grenadier bezeichnet, Leihgaben des Stadtmuseums ST.PÖLTEN. Foto ECKEL 2015 - Beim Klick auf die Bilder öffnet sich jeweils ein neues Fenster mit einer grösseren Darstellung des Bildes!
Kopfdetail mit der Bataillonsnummer 10 im Jägerhorn am Hut der Krauhs Figurine des Jägers von 1859 in der Vitrine in der Cafeteria in MAUTERN. Leihgabe des Stadtmuseums ST.PÖLTEN. Foto ECKEL 2015 - Beim Klick auf das Bild öffnet sich ein neues Fenster mit einer grösseren Darstellung des Bildes! .
Online: 30.08.2017 by WGE - Update: 01.06.2019 by WGE - Version: Sonntag , 24.
November 2024
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