Das (ehemalige) Kopal-Jäger-Museum in STOCKERAUDie Eröffnung am 12. Juli 1931
1928, als das niederösterreichische Feldjäger-Bataillon zur Rad Nr. 3 den alten Traditionsnamen "Kopal" erhielt, regte Major Johann SCHWABL an, die verstreuten Erinnerungsstücke der Kopaljäger am neuen Standort des Bataillons in STOCKERAU zusammenzuführen. Unterstützt durch die beiden stärksten Kameradschaftsverbände der Kopaljäger in KREMS und WIEN sowie einem Museumsausschuß gelang es in STOCKERAU in der Jägerkaserne, Unter den Linden 510, eine umfangreiche Sammlung an Erinnerungsstücken über die Einsätze der Kopaljäger zusammenzutragen, wobei auch eine Vielzahl an Stücken aus den Beständen des k.u.k. Feldjägerbataillons Kopal Nr. 10, welche anlässlich der Demobilisierung 1918 in ST. PÖLTEN an das Stadtmuseum zur Verwahrung übergeben wurden, seit 1927 wieder im Besitz der Kopaljäger waren. 1930 widmete der Enkel Karl v. KOPAL´s, Rittmeister a.D. Gottfried BRAND-KOPAL Uniformstücke, Erinnerungsstücke sowie das Kanonenkreuz Karl v. KOPAL´s dem neuen Museum, welche davor in ZNAIM im Kopal-Cabinett ausgestellt waren und in den 1920er Jahren von ZNAIM an die Familie zurückgestellt wurden[1].
Am 12. Juli 1931 wurde das Museum im Rahmen des Bataillons-Gedenktages[2] (10. Juni 1848) im Rahmen eines halbtägigen militärischen Festaktes unter dem Ehrenschutz des Bundesministers für Heereswesen Carl VAUGOIN eröffnet.
Aufbereitete Originaleinladung des Feldjägerbataillons zum Gedenktag 1931 mit Museumseröffnung, Archiv Bezirksmuseum STOCKERAU. Es handelt sich um die offizielle Einladung, welche an den Gemeinderat der Stadt STOCKERAU gesendet wurde - Beim Klick auf das Bilder öffnet sich ein neues Fenster mit einer grösseren Darstellung des Bildes!
» Faksimile der Einladung im Bereich downloads als .PDF
Die Wiedereröffnung am 9. November 1935
Mit der Übersiedlung des Jägerbataillons Nr. 3 im Jahr 1935 von der Jägerkaserne (Unter den Linden 510) in die neue "Jäger- und Artilleriekaserne (Wienerstraße 1) in STOCKERAU wurde auch das Kopal-Jäger-Museum in die neue Kaserne umgelagert. Hier wurde die angewachsene Sammlung in der ehemaligen Kapelle der Kavalleriekaserne über dem Durchgang des Mitteltraktes untergebracht.
Der Erker über der Tordurchfahrt von Hof 1 zu Hof 2 markiert die Stelle des ehemaligen Kopal-Jäger-Museums von 1935 bis 1938 auch noch im Jahr 2012. Links in der Durchfahrt befindet sich noch die Türe, von welcher die Stiege zum Museum hinaufführte- Beim Klick auf das Bilder öffnet sich ein neues Fenster mit einer grösseren Darstellung des Bildes!
Obwohl die Raumverhältnisse am neuen Standort als eher beengt beschrieben wurden[3] wurde doch auch die nun noch stimmungsvollere Aufstellung in den Räumlichkeiten hervorgehoben.
Durch Zufall konnten in einem Belgischen Zeitgeschichtearchiv (CEGESOMA) 4 Fotos des Kopal-Jäger-Museums in STOCKERAU identifiziert werden, leider ist es noch nicht gelungen, ein Abkommen über die Urheberrechte zur Veröffentlichung zu erhalten. Die Bilder können daher nur als externe Links zu CEGESOMA angeboten werden:
» CEGESOMA Onlinearchiv: Bild Nummer 172790 Blick in das Museum 1
» CEGESOMA Onlinearchiv: Bild Nummer 172791 Blick in das Museum 2
» CEGESOMA Onlinearchiv: Bild Nummer 172792 Blutdurchtränkte Halsbinde Kaiser Franz Josefs I. von 1853
» CEGESOMA Onlinearchiv: Bild Nummer 172793 Kopal Reliquien im Museum in STOCKERAU
An Beständen lassen sich aus zeitgenössischen Beschreibungen sowie aus den Bildunterschriften der Fotographien des Museums am Standort Wienerstraße 1 folgende Hauptstücke identifizieren:
- Ein Stock Kopals[4]
- Zeitgenössische Bilder mit Episoden aus dem Feldzug 1848/49[5]
- Eine Kopie Kopal´s Grabmal in Vicenza[6]
- Uniformstücke Kopal´s darunter seine Handschuhe, welche er am 10. Juni 1848 getragen hatte[7]
- Das Kanonenkreuz Kopal´s aus dem Feldzug 1813-1814[8]
- Ein Medaillon KOPAL´s, gefertigt aus einem Knopf des Waffenrocks seines Sohnes Robert (+ im Feldzug 1866)[9]
- Ein Schwert/Säbel, welches als "Marine Offiziers Schwert, erbeutet von KOPAL im Jahr 1813" beschrieben wird[10]
- Ein Grundbuchblatt von Oberst KOPAL[11]
- Das Messer, mit welchem KOPAL´s Waffenrock nach der Verwundung am Monte Berico aufgeschnitten worden war[12]
- Ein Gewehr KOPAL´s[13]
- Ein Portrait von Karl v. KOPAL[14]
- Die blutdurchtränkte Uniform-Halsbinde von Kaiser Franz Josef I., welche er während des Attentats des ungarischen Schneidergesellen János Libényi am 18. Februar 1853 trug [15]
- Diverse Büsten und Statuen, darunter eine Büste Kaiser Franz Josefs und eine Kavalleristenstatue[16]
- Eine Sammlung der Gewehre der Jäger durch die Jahrzehnte [17]
- Mindestens 3 mittlere Geschütze darunter ein mobiler Granatwerfer/Mörser und eine Vielzahl an Granaten und Granatsplittern [18]
- Ein Ölgemälde des Gefechts bei KATOVICE am 19. November 1914[19]
Speziell beklagt wurde bereits in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts in den zeitgenössischen Berichten natürlich auch, dass das Ehrensignalhorn der Kopaljäger im Heeresgeschichtlichen Museum verwahrt wurde und nicht im Museum in STOCKERAU gezeigt werden konnte und dass den Kopaljägern das Horn nur zu speziellen Feierlichkeiten vom Heeresgeschichtlichen Museum ausgefolgt wurde[20].
Die "Einziehung" und der Untergang der Sammlung
Mit dem Ende des Niederösterreichischen Kraftfahrjägerbataillons KOPAL Nr. 3 im Jahr 1938 und der Überleitung der österreichischen Soldaten in die deutsche Wehrmacht wurden natürlich auch sämtliche "Erinnerungsstücke an österreichische Geschichte" eingezogen und dem Heeresgeschichtlichen Museum in WIEN zur Verwahrung übergeben, um alle Erinnerungen an Österreich, die österreichische Armee in der deutschen Wehrmacht zu tilgen. Als Motto der neuen Machthaber galt wohl "Österreichs Armeegeschichte gehört ins Museum" - ein ähnlicher Slogan wurde ab dem 21. Jahrhundert vom Heeresgeschichtlichen Museum mit "Kriege gehören ins Museum" zum plakativen Marketingslogan stilisiert. Im Zuge der Wirren am Ende des 2. Weltkrieges wurden die Bestände des Heeresgeschichtlichen Museums in letzter Minute[21] (man glaubte ja bis zum Schluss an den "Endsieg") an diverseste Auslagerungsorte verbracht, wobei derzeit keinerlei Informationen über die einzelnen ausgelagerten Stücke oder die Rückkehr der Stücke in das Heeresgeschichtliche Museum (HGM) beziehungsweise die Verluste existieren. Nach dem Kriegsende wurden weder die SOLL-Bestände vor der Auslagerung noch die IST-Bestände nach 1945 im HGM umfassend inventarisiert - erst seit 1998 wird sammlungsbezogen begonnen, die Daten elektronisch zu erfassen - eine umfassende Zuordnung der Bestände des ehemaligen Kopal-Museums ist daher 2012 noch nicht möglich [22], sodaß der Verbleib der Masse der nachweisbar hinterlegten Stücke der Kopaljäger derzeit nicht klärbar ist.
Restbestände im Heeresgeschichtlichen Museum?
Seit 16. April 2012 läuft ein Hilfsersuchen des Bataillons an das Heeresgeschichtliche Museum, bis dato (Siehe Versionsangabe am unteren Ende der Seite) konnten jedoch ausser dem bekanntesten Traditionsstück der Kopaljäger, dem Ehrensignalhorn, keine Informationen vom Heeresgeschichtlichen Museum erlangt werden, ob bzw. welche Bestände derzeit im Heeresgeschichtlichen Museum hinterlegt beziehungsweise aufbewahrt werden. Mit 26. Juni 2012 wurden erste Bildbestände bestätigt, wobei diese derzeit noch nicht real als Bilddateien zur Verfügung stehen.
[1] SCHREINER Leo, "Aus den Heimatmuseen" in: Unsere Heimat - Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 1936/10 S 295 f
[2] Da in der ersten Republik die Geschichtsinterpretation ab den 1920er Jahren etwas unverkrampfter als in der 2. Republik stattfand, wurde die eigene Geschichte auch als solche betrachtet und nicht in den Winkel der "Tradition" gestellt. So wurden die Vorgängerbataillone auch im Militärschematismus der 1. Republik in Klammer zum Beispiel als "(Vormals Feldjägerbataillon Kopal Nr. 10)" angeführt.
[3] SCHREINER Leo, "Aus den Heimatmuseen" in: Unsere Heimat - Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 1936/10 S 296
[4] Vergleiche SCHREINER Leo, "Aus den Heimatmuseen" in: Unsere Heimat - Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 1936/10 S 296 sowie Bildbeschreibung im Archiv CEGESOMA Beeld nr. 172793
[5] SCHREINER Leo, "Aus den Heimatmuseen" in: Unsere Heimat - Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 1936/10 S 296
[6] ebenda, S 296
[7] ebenda, S296 gewidmet von Gottfried BRAND-KOPAL
[8] ebenda, S 296 gewidmet von Gottfried BRAND-KOPAL, vormals Bestandteil des Kopal-Cabinett´s ZNAIM
[9] Bildbeschreibung im Archiv CEGESOMA Beeld nr. 172793
[10] Bildbeschreibung im Archiv CEGESOMA Beeld nr. 172793 - Hier dürfte es sich nach Text und Bild jedoch NICHT um jenen französischen Garde-Offizierssäbel handeln, welchen KOPAL 1809 erbeutet hatte!
[11] CEGESOMA, ebenda
[12] CEGESOMA, ebenda
[13] CEGESOMA, ebenda
[14] CEGESOMA, ebenda
[15] Bildbeschreibung im Archiv CEGESOMA Beeld nr. 172792 ; Vergleiche: Österreichisch Kaiserliche Wiener Zeitung, Nr. 43 aus 1853 vom 19.Februar 1853 Seite 1, Bericht über das Attentat auf Kaiser Franz Josef I. Online: http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=18530219&seite=1&zoom=33 Abfrage Mai 2012 - Aufgrund der Rettung des Kaisers bei diesem Attentat wurde die Votivkirche in Wien errichtet und 1879 geweiht.
[16] Bildanalyse im Archiv CEGESOMA Beeld nr. 172790
[17] ebenda
[18] Bildanalyse und Bildbeschreibung im Archiv CEGESOMA Beeld nr. 172791
[19] SCHREINER Leo, "Aus den Heimatmuseen" in: Unsere Heimat - Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 1936/10 S 296
[20] ebenda S 296
[21] In einer Mitteilung vom 26. Juni 2012 wird von Seiten des HGM/MHI - Dr. HATSCHEK festgehalten, ", dass das seinerzeitige Heeresmuseum - spät aber doch - sehr geordnet versucht hat, sinnvolle Bergungsorte im Großraum Wien, benachbarten (heutigen) Ausland
zu finden bzw. die Objekte in zentrale Bergeorte zu verbringen. Leider wurden auch in diesen Schutzorten vielfach die Sammlungen von Plünderungen, Diebstahl bzw. Schäden durch Kriegseinwirkung getroffen."
[22] ebenda 26.Juni 2012: "die systematische EDV-mäßige Aufarbeitung bzw. Registrierung der Sammlungsbestände des HGM/MHI seit 1998 durch die Einführung des Inventarisationsprogramms "IMDAS" erfolgte. Dabei werden sämtliche Objekte nach ihrer Erwerbung registriert, fotografiert und entsprechend systematisiert inventarisiert. Dies ermöglicht, sämtliche Informationen zum Objekt selbst (u.a. Zustand, konservatorische Maßnahmen, Literaturhinweise, Konvolutverknüpfungen, Ausleihvorgänge) zentral zu erfassen. Alle mit dem Erwerb zusammenhängenden Bedingungen oder Einschränkungen werden dabei entsprechend dokumentiert und erläutert. Es ist richtig, dass eine vollständige Liste der seinerzeit aus dem KOPAL_Museum übernommenen Objekte vorderhand nicht aufliegt. Es ist aber auch bezeichnend, dass es keinerlei Unterlagen gibt (möglicherweise auch solche nie zur Verfügung standen), die ein Gesamtverzeichnis des seinerzeitigen Kopalmuseums widerspiegeln. Gerade die systematische Aufarbeitung der Sammlungen ist jedoch ein essentieller Bestandteil jedes Museums und die MitarbeiterInnen des HGM/ MHI sind dementsprechend bemüht, die vollständige Inventarisierung seiner Bestände zügig abzuschließen."
Online: 19.05.2012 by WGE - Update: 26.06.2012 by WGE - Version: Sonntag , 24.
November 2024
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